Immer wieder sieht man zahlreiche Hunde auf Messen und anderen Events, die für Menschen konzipiert sind. Besonders auf Tiermessen, die Hunde als Thema haben, könnte man annehmen, dass die Anwesenheit von Hunden selbstverständlich ist. Doch bei näherem Hinsehen stellt sich dann doch die Frage, ob solche Veranstaltungen wirklich hundefreundlich sind.
Vor kurzem war ich auf einer gut besuchten Hundemesse als Ausstellerin unterwegs. Es war eine Veranstaltung, die sich an Hundebesitzer und -liebhaber richtete, mit zahlreichen Ständen, Vorführungen und Aktionen für Hundebesitzer. Besonders erstaunt war ich über die Vielzahl von Hunden, die von ihren Frauchen und Herrchen mitgebracht wurden – und damit meine ich nicht die Showhunde oder jene, die an Vorführungen teilnahmen. Diese Hunde wurden nach ihren Auftritten in ruhige Bereiche gebracht, um sich zu erholen. Es waren leider vor allem die normalen Familienhunde, die mich nachdenklich stimmten.
Die Veranstaltung selbst war hektisch, laut und von zahlreichen Sinneseindrücken geprägt. Glatte Böden, grelles Licht, lautes Stimmengewirr und unzählige Gerüche, die von Leckerlis, menschlichem Essen bis hin zu anderen Hunden reichten. Die Besitzer der Hunde schienen oft abgelenkt, während sie sich an den Ständen umsahen. Ihre Hunde wurden dabei mitunter ignoriert – einige zogen an der Leine, andere suchten verzweifelt nach Orientierung. Es gab sogar Hunde, die so gestresst waren, dass sie urinierten oder in Extremfällen Kot verloren. Vielen Hunden sah man deutlich an, dass sie mit der gesamten Situation überfordert waren. Deshalb bin ich persönlich der Meinung, Hundemessen ohne Hunde zu besuchen, ist für das Tier die bessere Entscheidung.
Die Ursachen von Stress für Hunde auf Veranstaltungen
Hunde sind – ähnlich wie wir Menschen – unterschiedlich empfindlich. Während einige Tiere auf neuen, lauten Veranstaltungen relativ entspannt bleiben, zeigen viele andere deutliche Anzeichen von Stress. Hecheln, Zittern, eingeklemmte Rute und Kriechen am Boden sind häufige Symptome. Oft ziehen sie sich zurück, sofern das möglich ist, oder suchen Schutz bei ihrem Besitzer. Doch genau hier liegt oft das Problem: Nicht alle Hundebesitzer erkennen oder beachten den Stress ihres Tieres.
Einige Hunde erhalten von ihren Besitzern den Rahmen und die Sicherheit, die sie in solchen Situationen dringend benötigen. Das kann durch ständige Nähe, Beruhigung oder auch die Entscheidung, den Hund in einem Hundebuggy mitzunehmen, geschehen. Andere Tiere sind jedoch gezwungen, die gesamte Zeit auf ihren eigenen Pfoten unterwegs zu sein, müssen den glatten Boden meistern und sind den lauten Geräuschen und der Menschenmenge ausgesetzt, ohne eine Chance auf Rückzug.
Aber warum nehmen Menschen ihre Hunde mit?
Eine der interessantesten Fragen, die sich mir stellte, war: Warum nehmen Menschen ihre Hunde überhaupt zu solchen Veranstaltungen mit, wenn diese für die Tiere offensichtlich so belastend sind? Kommen sie nicht auf die Idee, Hundemessen lieber ohne Hunde zu besuchen? Die Antworten, die ich auf Nachfrage bekam, waren vielfältig:
- Der Hund soll nicht allein zu Hause bleiben. Dies ist eine der häufigsten Antworten. Viele Hundebesitzer fühlen sich unwohl dabei, ihren Hund für mehrere Stunden sich selbst zu überlassen. Dabei wird jedoch oft übersehen, dass es für das Tier stressiger sein kann, zu einer lauten Veranstaltung mitgenommen zu werden, als für einige Stunden in einer vertrauten Umgebung allein zu sein.
- Der Hund leidet unter Trennungsangst. Dieses Problem ist bei vielen Hunden durchaus ernst zu nehmen. Allerdings sollte in solchen Fällen schon vorab an der Trennungsangst gearbeitet werden, anstatt den Hund permanent in stressige Situationen zu begeben.
- Der Hund soll sich an alles gewöhnen. Einige Hundebesitzer sind der Meinung, dass sie ihren Hund durch ständige Anwesenheit in unterschiedlichen Situationen „abhärten“ können. Diese Herangehensweise funktioniert jedoch nur bedingt. Hunde brauchen Zeit, um sich an neue Umgebungen zu gewöhnen, somit ist nicht jede Veranstaltung dafür geeignet.
- Dem Hund soll etwas geboten werden. Dies ist mein persönlicher Favorit – sarkastisch gemeint. Viele Menschen sind der Meinung, dass sie ihrem Hund mit einem Messebesuch eine Freude machen. Doch in Wahrheit genießen die meisten Hunde solche Veranstaltungen ganz und gar nicht. Vielmehr fühlen sie sich überfordert und möchten dem Lärm und der Reizüberflutung entkommen.
Verantwortung der Hundebesitzer
Als Hundebesitzer tragen wir die Verantwortung für das Wohlbefinden unserer Tiere. Das bedeutet auch, dass wir oft Entscheidungen treffen müssen, was für unseren Hund das Beste ist. Wenn eine Veranstaltung stressig ist, sollte dem Hund die Möglichkeit gegeben werden, sich zurückzuziehen. Es ist völlig in Ordnung, den Hund zu einer Veranstaltung mitzunehmen, wenn er dabei nicht permanent Lärm, extremen Gerüchen und anderen Hunden ausgesetzt ist.
Hunde haben Bedürfnisse, die erfüllt werden müssen, um ein glückliches und ausgeglichenes Leben zu führen. Dazu gehören artgerechte Beschäftigungen wie Schnüffeln, Apportieren, Rennen oder Jagen – je nach Rasse. Ein Messebesuch erfüllt diese Bedürfnisse in der Regel nicht.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass wir als Hundebesitzer in solchen Situationen auf das Befinden unserer Tiere achten müssen. Ein Messebesuch mag für uns interessant und spannend sein, doch für viele Hunde bedeutet er vor allem eines: Stress.
Körpersprache und Verhalten ängstlicher Hunde
Körpersprache:
- Eingezogene Rute
- Geduckte Körperhaltung
- Nach hinten gezogene Ohren (sehr angelegte Ohren)
- Blickkontakt wird gemieden
- Langgezogene Maulspalte
- Angespannte Muskulatur
Verhalten:
- Übermäßiges Hecheln & Speicheln
- Wiederholt Nase / Schnauze schlecken
- Zittern
- Gähnen
- Jaulen und/oder bellen
- Sich verstecken
- Dinge zerstören (z.B. immer wieder an der Leine knabbern)
Körperreaktionen:
- Inkontinenz
- Kleine Kothäufchen bis hin zu Durchfall
- Speichelfluss
- Große Pupillen
Fazit: Hundemessen ohne Hunde sind oft die bessere Entscheidung
Veranstaltungen sind – auch wenn sie tierische Inhalte thematisieren – nicht unbedingt für unsere vierbeinigen Lieblinge geeignet. Hundemessen ohne Hunde – Lieber also vorab nachdenken und planen, als zwischendurch abbrechen und ein verängstigtes Tier beruhigen zu müssen.
Du möchtest demnächst mit deinem Hund auf (Winter)Urlaub? Lies meinen Beitrag zum Thema Urlaub mit dem Hund.