Ein frostiger Januarmorgen, die Welt glitzert unter einer dicken Schicht Raureif und der Winter zeigt sich von seiner schönsten Seite. Aber diese Jahreszeit birgt versteckte Gefahren für Hunde und Katzen. Eine besonders heimtückische Gefahr ist Frostschutzmittel, das bereits in kleinen Mengen tödlich sein kann.
Warum ist Frostschutzmittel so gefährlich?
Im Winter nutzen wir Enteiser und Frostschutzmittel in der Scheibenwaschanlage, um freie Sicht beim Autofahren zu haben.
Doch Frostschutzmittel enthält Ethylenglykol – eine chemische Substanz, die für Haustiere und Kinder extrem gefährlich ist. Das Tückische daran: Der süße Geschmack dieser Substanz zieht Hunde und Katzen regelrecht an. Selbst winzige Tropfen die auf dem Boden landen, können zur tödlichen Falle werden wenn sie von einem Tier aufgeleckt werden.
Wieso werden dann solche Substanzen verwendet?
Frostschutzmittel werden jeden Winter bei Minusgraden genutzt, da es unverzichtbar ist, um Fahrzeuge und Haushaltsgeräte vor Schäden durch gefrierendes Wasser zu schützen. Es senkt den Gefrierpunkt von Flüssigkeiten, verhindert so das Einfrieren von Kühl- und Heizsystemen und sorgt dafür, dass Fahrzeuge auch bei eisigen Temperaturen sicher betrieben werden können.
Es gibt einige Situationen, in denen Hunde und Katzen mit Frostschutzmittel in Berührung kommen können:
- Pfützen mit Frostschutzmittel: durch verschüttete Flüssigkeit und durch das Wischwasser, dass auf die Straße spritzt
- Falsch gelagerte Behälter: In Garagen, Kellern oder Gartenhäusern.
- Mit Frostschutzmittel versetztes Streusalz: Indirekter Kontakt über die Pfoten oder das Fell.
Die Tiere nehmen das Mittel entweder direkt über die Pfützen oder die Behältnisse auf oder indirekt wenn ihre Pfoten oder ihr Fell in Kontakt damit kommen und sie sich putzen.
Deshalb ist es wichtig nach dem Spaziergang im Winter die Pfoten deines Hundes mit lauwarmem Wasser abzuspülen und auch bei Freigängerkatzen auf das Pfotenreinigen zu achten.
Wie kann man eine Vergiftung erkennen?
Nach der Aufnahme wird Ethylenglykol schnell aus dem Magen-Darm-Trakt in den Blutkreislauf aufgenommen. Der Verlauf einer Frostschutzmittelvergiftung lässt sich in zwei Phasen unterteilen.
- Phase 1 – Erste Anzeichen, 30 Minuten bis wenige Stunden nach Aufnahme:
- Hund wirkt benommen
- ev. hat er einen torkelnden Gang und Schwierigkeiten, sich auf den Beinen zu halten
- er wirkt insgesamt erschöpft und schläfrig
- zeigt verstärktes Durstgefühl
- häufiges Urinieren
- Erbrechen
- Übelkeit
- mögliche Krämpfe
- Phase 2 – 36 bis 72 Stunden nach Aufnahme:
- schwere Nierenprobleme durch die Abbauprodukte des Ethylenglykols
- Anzeichen von akutem Nierenversagen
- starkes Unwohlsein
- ev. Orientierungslosigkeit
Die Abbauprodukte von Frostschutzmitteln verursachen Nierenversagen
Das eigentliche Problem bei der Frostschutzmittelvergiftung sind nicht das Ethylenglykol selbst, sondern seine Abbauprodukte.
Ethylenglykol wird in der Leber durch spezielle Enzyme verarbeitet, und die entstandenen Abbauprodukte schädigen die Nieren und führen zu einem akuten Nierenversagen.
Die ersten Stunden sind entscheidend
Wenn du davon ausgehen musst, dass dein Hund Frostschutzmittel aufgenommen hat, ist schnelles Handeln erforderlich! In den ersten fünf Stunden kann ein Tierarzt ein Antidot verabreichen, das den Abbau von Ethylenglykol in der Leber verhindert und somit das Nierenversagen abwendet. Das Antidot, meist in Form von Ethanol (wie in Wodka), wird über das gleiche Enzym in der Leber verarbeitet, wodurch die Verarbeitung des Frostschutzmittels blockiert wird.
Die Behandlung umfasst außerdem:
- Infusionen zur Stabilisierung des Kreislaufs
- Sauerstoffgabe und gegebenenfalls Krampftherapie
- Symptomatische Unterstützung, je nach Zustand des Tieres
Hinweis: Ein Erbrechenlassen ist nur dann sinnvoll, wenn die Aufnahme des Geschenks erst kürzlich erfolgt ist. Aktivkohle ist keine wirksame Behandlung, da sie Glykole nicht bindet.
Die Prognose hängt vom schnellen Eingreifen ab
Wenn du davon ausgehen musst, dass dein Hund Frostschutzmittel aufgenommen hat, ist schnelles Handeln erforderlicWenn eine Frostschutzmittelvergiftung rechtzeitig erkannt wird, besteht für die meisten Hunde eine gute Chance auf vollständige Genesung. Sobald der Abbau des Ethylenglykols jedoch beginnt, verschlechtert sich die Prognose dramatisch, und die Vergiftung endet häufig tödlich.
Bei Freigänger Katzen ist das leider deutlich schwieriger, denn wenn eine Katze sich vergiftet hat, kann es auch zur Orientierungslosigkeit kommen und sie findet nicht nach Hause.
Zahlenmaterial gefällig?
Genaue Statistiken darüber, wie viele Hunde und Katzen jeden Winter an einer Ethylenglykol-Vergiftung sterben, sind schwer zu finden. Die Dunkelziffer dürfte hoch sein, da nicht alle Fälle gemeldet oder als Ethylenglykol-Vergiftung erkannt werden.
In Tierkliniken werden während der Wintermonate jedoch regelmäßig Vergiftungsfälle registriert, was die Gefährlichkeit dieser Substanz unterstreicht. Die tödliche Dosis wird bereits bei sehr geringen Mengen erreicht – für Hunde liegt sie bei etwa 6,6 ml pro Kilogramm Körpergewicht, bei Katzen bei 1,5 ml pro Kilogramm Körpergewicht. Leider reichen oft wenige Tropfen aus, die von verschüttetem Frostschutzmittel aufgeleckt werden, um schwere oder tödliche Vergiftungen hervorzurufen.
Fazit: Vorsicht im Umgang mit Frostschutzmittel ist besser als Nachsicht
Der Winter bringt nicht nur wunderschöne Landschaften, sondern auch unsichtbare Gefahren für Haustiere. Achte darauf, Frostschutzmittel sicher zu lagern und Pfützen zu vermeiden. Kontrolliere regelmäßig die Pfoten und das Fell deines Tieres – so schützt du deinen Liebling vor dieser tödlichen Gefahr.
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