Bettina Staude

Trockenfutter Teil 3 – Auswirkungen auf den Organismus

Immer wieder man über die angeblichen Vorteile von Trockenfutter lesen.

So heißt es beispielsweise:

  • Trockenfutter ist gut für die Zähne
  • Es macht satt
  • Es hilft gegen Durchfall
  • Das Tier braucht weniger Futter
  • Es ist kostengünstiger als Nassfutter und länger haltbar
  • Es kann den ganzen Tag draußen stehen und das Tier kann fressen, wann immer es will.

Aber ist Trockenfutter wirklich gut für die Zähne?

Das Gebiss von Hunden und Katzen ist ein Scherengebiss. Dadurch können die Vierbeiner Fleisch mit nur einem Biss durchbeißen. Dabei kann durch das Gebiss und die Kaumuskulatur so viel Kraft aufgebracht werden, dass Knochen – selbst Schädelknochen – durchtrennt werden können.

Es wird immer wieder behauptet, dass die harten Briketts des Trockenfutters eine abreibende Wirkung am Zahn haben. Hunde und Katzen führen aber keine kauende Bewegung aus. Sie schneiden durch oder schlingen brockenweise hinunter. Wie soll da also ein Abrieb am Zahn entstehen?

Dazu kommt, dass trockene Nahrung Flüssigkeit aufsaugt – auch und gerade im Magen. Deshalb wird die Magensäure konzentrierter, der pH-Wert wird deutlich erhöht und der Speichel verändert sich.

Ein dauerhaft erhöhter pH-Wert im Speichel kann nicht nur die Zähne langfristig schädigen, er begünstigt auch die Bildung von Zahnstein, was wiederum das Zahnfleisch schädigt.

Putzen Menschen ihre Zähne durch das Essen von Butterkeksen?

Durch Speichel wird das Trockenfutter wieder breiig. Diese Masse haftet dann in den Zahnzwischenräumen. Da die Briketts aus vielen Kohlenhydraten (also Zucker) bestehen, bietet der Brei den idealen Nährboden für Bakterien in der Maulhöhle. Die wiederum sorgen für Mundgeruch bei Hund und Katze. Aber nicht nur das – auch für Zahnstein, für Entzündungen am Zahnfleisch und als Folge davon Zahnfleischtaschen. Dabei gelangen Bakterien zwischen Zahn und Zahnfleisch und siedeln sich hier an.

Schlingen Hunde und Katzen Fleisch oder artgerechtes Naturfutter runter, verbleiben keine Reste an den Zähnen.

Macht Trockenfutter tatsächlich satt?

Trockenfutter füllt den Magen, soweit richtig. Nur was passiert dann im Körper?

Die feste Konsistenz von Trockenfutter ist schwer verdaulich. Dazu braucht der Tierkörper dann extra viel Wasser und das wiederum benötigt eine Menge Platz im Magen. Als Folge davon kann der Körper wichtige Nährstoffe nicht vollständig aufnehmen und der Rest wird teils ungenutzt wieder ausgeschieden.

Es gibt Untersuchungen zur unterschiedlichen Verwertbarkeit von Futter. Gehen wir den ernährungsphysiologischen Prozessen im Magen-Darm-Trakt auf den Grund:

  • Trockenfutter: ca. 30-40% Verwertbarkeit
  • Industrielles Feuchtfutter: ca. 45-55% Verwertbarkeit
  • Gekochtes Fleisch: ca. 80% Verwertbarkeit
  • Gedämpftes Fleisch: ca. 90% Verwertbarkeit
  • Feuchtfutter mit ca. 70% Fleischanteil: ca. 85-95% Verwertbarkeit

Bei Trockenfutter verlassen die ohnehin schon wenigen Inhaltsstoffe den Körper fast ungenutzt. Der Magen wird zwar ordentlich gefüllt, aber die Nährstoffe können nicht verwertet werden und somit treten Mangelerscheinungen auf.

Trockenfutter stellt ein Risiko für Übergewicht und Magenverdrehung dar

Die enthaltenen Kohlenhydrate im Trockenfutter werden im Körper zu Zucker umgewandelt. Das kann zu Übergewicht führen und leider auch zu Diabetes.

Im Gegensatz dazu werden tierische Proteine (Eiweiß) schnell aufgenommen und verdaut. Perfekt für den kurzen Darm von Hund und Katze. Oben rein und nach einer überschaubaren Zeit unten wieder raus.

Die Verdauung von Kohlenhydraten dauert sehr lange. Darauf ist der Darm gar nicht ausgelegt. Dazu kommt, dass die aufgequollene und im Grunde unnatürliche Masse (Nahrung) schwer im Magen liegt und schlimmstenfalls zu einer Magenverdrehung führen kann.

Trockenfutter als Helfer gegen Durchfall?

Augenscheinlich hilft Trockenfutter zwar gegen Durchfall. Allerdings nur, weil es dem Körper mehr Flüssigkeit entzieht, als wieder hinzugefügt wird. Durch diesen Flüssigkeitsverlust ist der Kot fest bis hart.

Das führt zu zwei Problemen:

  • Der Hund/ die Katze muss sehr pressen, um sich des Kots zu entledigen und
  • Trockenfutter bekämpft zwar die Symptome, aber nicht den Ursprung des Durchfalls

Dadurch ist die Unterversorgung mit Wasser vorprogrammiert.

Gerade unsere Katzen sind von Natur aus schlechte Wassertrinker. Sie sind noch immer an das Leben in der Wüste angepasst und stillen ihren Durch fast ausschließlich über den Feuchteanteil ihres Beutetiers.

Und selbst viele Hunde tun sich schwer damit, so viel Extrawasser am Tag noch zusätzlich aufzunehmen. So ist es von der Natur nicht vorgesehen.

Die permanente Unterversorgung mit Wasser kann zu Blasensteinen, Entzündungen im Körper und Schäden an den Nieren führen.

Weniger Futter = weniger Kosten

Tiermehle sind natürlich preiswerter in der Verarbeitung als frisches Fleisch in Form von Naturfutter. Also ja – mit Trockenfutter können Hunde und Katzen theoretisch recht günstig ernährt werden.

Von den geringen Portionen kann der Besitzer im ersten Augenblick zwar finanziell profitieren, aber auf längere Sicht werden die Kosten in Form von Tierarztkosten steigen. Eigentlich ja ganz logisch: Weniger Nährstoffe und damit eine dauerhafte Unterversorgung kann viele gesundheitliche Probleme und damit verbundene Behandlungen nach sich ziehen. Allergien, Unverträglichkeiten, Ekzeme, stumpfes Fell, Zahnprobleme und Übergewicht um nur ein paar zu nennen.

Meine Fellnase soll jederzeit etwas zu fressen haben

Weil wir selber nicht immer zu Hause sind, finden wir es bequem das Trockenfutter den ganzen Tag im Napf zur Verfügung zu stellen.

Aber in unseren domestizierten Hunden steckt immer noch etwas vom Wolf. Es wird gejagt und dann gefressen und dann gibt es erstmals nichts. Freigänger-Katzen würden mehrmals am Tag jagen gehen.

Sie brauchen kein Buffet, das den ganzen Tag zur freien Verfügung steht. Unsere Hunde brauchen 1-2x am Tag artgerechtes Futter, Katzen 2-4x am Tag. Oft wird durch die Verwendung von Trockenfutter mehr gefüttert wird, als das Tier braucht. Das führt zu einen Kalorienüberschuss und genau wie bei uns Menschen zu Übergewicht.

Hunde und Katzen werden auch mit Trockenfutter alt

Trotz des Fütterns von Trockenfutter können unsere Fellnasen alt werden. Aber wer von uns möchte sich sein Leben lang von Weizenbrei ernähren? Dabei geht es nicht nur ums Alt werden, es geht auch um die Qualität. Wir schätzen gutes (und abwechslungsreiches) Essen. Fit und gesund durchs Leben zu gehen ist uns allen wichtig – auch für unsere Tiere.

Wer sein Haustier schätzt, sollte sich ernsthafte Gedanken um eine artgerechte Ernährung machen.

Immerhin bildet die artgerechte und natürliche Tiernahrung die Basis der Gesundheit unserer Hunde und Katzen.

Gerne helfe ich bei der Entschlüsselung von Futterdeklarationen.

Quellenangaben:
http://www.ukrmb.co.uk/images/LippertSapySummary.pdfhttp://www.dr-delorme-hamburg.de/hunde.html
http://www.tieraerztegmbh-hamburg.de/downloads/TrockenOderNassfutter.pdf
http://prosa.ag/Warum-niemals-Trockenfutter
https://pdfs.semanticscholar.org/67ba/cf5c9138a64cda2cafae29b07962fe07ec9f.pdf
http://home.datacomm.ch/tierhomoeopathie/berichte/magendrehung.pdf
Evaluierung von Vorratsmilben in kommerziellem Hundetrockenfutter und in der Umgebung sowie ihre Bedeutung in der Tiermedizin, Zeitschrift „Tierärztliche Praxis Kleintiere“, ISSN: 1434-1239, 2007
https://edoc.ub.uni-muenchen.de/17585/
http://econtent.hogrefe.com/doi/abs/10.1024/0036-7281.147.4.165

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