Bettina Staude

Trockenfutter Teil 1 – Entstehung und Verwertbarkeit

Die Regale sind voll. Der Markt mit Trockenfutter boomt. Hersteller locken stetig mit neuen Futtersorten, die eine noch bessere und noch raffiniertere Rezeptur versprechen. Natürlich alles bestens geeignet für die Gesundheit unserer Hunde und Katzen. Es gibt Spezialfuttersorten für kleine und große Rassen, für ganz spezielle Rassen, Futter für junge und alte Hunde und Katzen, für aktive und ruhige, für kastrierte und unkastrierte Tiere.

Und es ist bequem: Packung auf, eine Portion in den Napf geschüttet, fertig.

Seit wann gibt es Trockenfutter?

Angeblich bot der Geschäftsmann James Spratt um ca. 1860 erstmals Hundefutter in Form von Hundekuchen an. Bestehend aus Billigstoffen: Weizenmehl, Gemüse, Rote Bete und Rinderblut. Um 1890 übernahm ein britisches Staatsunternehmen die Rezeptur und fortan wurde in einem US-amerikanischen Betrieb produziert.

Populär wurde Trockenfutter während der großes Depression, gefolgt vom 2. Weltkrieg. Denn die Kosten für Fleisch waren damals sehr hoch und die Menschen hatten selbst nicht ausreichend Essen. Beim Erfolg vom Trockenfutter waren aber nicht nur die geringen Kosten ausschlaggebend. Auch damals schätzte man die einfache Handhabung und lange Haltbarkeit.

Minderwertige Nahrung funktioniert für Menschen, Hunde und Katzen

Menschen können auch mit Milchbrötchen und Weizenbrei alt werden. Es stellt sich allerdings die Frage: Was passiert dadurch mit dem Körper?

Auch bei Hunden und Katzen entstehen langfristige Probleme, wenn man sich nicht zeitgerecht ernsthafte Gedanken um eine artgerechte Ernährung macht. Durch die Fütterung von Trockenfutter oder eben auch industriell verarbeitetes Nassfutter entstehen chronisch degenerative Erkrankungen.

Die Folgen sind:

  • Allergien
  • Nierenprobleme
  • Autoimmunerkrankungen
  • Probleme mit der Leber
  • Probleme mit der Bauchspeicheldrüse
  • Nierenprobleme

Studien zum Thema Futter

In Belgien wurde eine Studie an mehreren hundert Hunden durchgeführt. Lippert und Sapy konnten nachweisen, dass Hunde deutlich gesünder sind, wenn sie mit hochwertigen Lebensmitteln ernährt wurden. Zum Beispiel Fleisch, welches auch für den menschlichen Verzehr geeignet ist. Zudem stellten sie auch fest, dass die Lebenserwartung bei Hunden die industrielles Futter bekamen um bis zu 32 Monate niedriger ist!

Auch in Schweden gab es eine Studie von Dr. Kollath zu den fatalen Folgen von Trockenfutter. Eine Gruppe Jungtiere wurde ausschließlich mit verarbeiteter Nahrung gefüttert, die zweite Gruppe wurde artgerecht ernährt.

Bei der ersten Gruppen traten degenerative Krankheitssymptome und eine verfrühte Alterung auf. Die zweite Gruppe zeigte diese Symptome dagegen nicht.

Wie kommt es zu diesen fatalen Symptomen?

Dazu muss man einen kurzen Blick auf gesamte Verdauungsphysiologie von Hunden und Katzen werfen.

Beide Tierarten haben einen kräftigen Kiefer mit entsprechenden Zähnen, die sich perfekt eigenen, ein Beutetier zu reißen. Sie haben ein Scherengebiss und können im Gegensatz zu Pflanzenfressern keine malmende Bewegungen mit ihren Kiefern ausüben. Deshalb reißen, schneiden und schlingen sie.

Hunde und Katzen haben einen kurzen Verdauungstrakt, der auf die Verdauung von tierischem Eiweiß und tierischen Fetten ausgelegt ist. Enzyme zur Aufspaltung von Kohlenhydraten sind kam oder gar nicht vorhanden.

Im Gegensatz zu Pflanzenfressern, haben sie keinen langen Darm, um komplexe Kohlenhydrate aufzuspalten. Als Vergleich: Ein Kuhdarm hat eine Länge von bis zu 60 Metern, ca. 24x die Körperlänge. Der Darm eines Hunde beträgt ca. das 4-fache der eigenen Körperlänge und der einer Katze sogar nur ca. das 3-fache.

Bei Katzen ist es sogar noch etwas kritischer als bei Hunden. Eine Katze ist ein obligater Karnivore. Das bedeutet, für eine Katze als reiner Fleischfresser ist es eine absolute biologische Notwendigkeit Fleisch zu fressen.

Diese Notwendigkeit artgerecht zu fressen, hat sich bei unseren vierbeinigen Lieblingen auch durch die bereits jahrlange Domestikation nicht verändert.

Darum ist Trockenfutter ungeeignet

Das Trockenfutter besteht meist aus Reis, Mais, Kartoffeln, Braureis, etc. Zusammengefasst aus mindestens 60% Kohlenhydraten. Hinzu kommen Schlachtabfälle der Kategorie K3.

Alle Zutaten wie Pflanzenmehle, Tiermehle, verschiedene Fette, Getreide, Rübentrockenschnitzel & Co werden zu einer breiartigen Masse vermischt. Da diese Masse weder geruchlich noch geschmacklich ein besonderes Erlebnis bietet, kommen noch sensorische Zusatzstoffe hinzu. Diese sorgen dann erst für ein intensives Geschmackserlebnis. Würde das Trockenfutter keine chemischen Aromen, Lock-, Geschmacks- und Duftstoffe enthalten, würde es von Hunden und Katzen ignoriert werden.

Um die breiige Masse in Form zu bringen, wird sie unter hohem Druck in verschiedene Formen gepresst und anschließend im Extruder bis zu 400 °C getrocknet. Durch diese Hitzeeinwirkung gehen fast alle Nährstoffe verloren. Vitamine und Mineralstoffe müssen daher in künstlicher Form wieder hinzugefügt werden. Damit die Kroketten im Napf nicht zerfallen, braucht es noch Bindemittel und Kleber. Und um das Futter so lange haltbar zu machen, noch jede Menge Konservierungsstoffe.

Trockenfutter hat nur noch eine Feuchtigkeit von ca. 10%. Im Vergleich dazu hat der Körper eines Beutetieres einen Feuchtigkeitsanteil von 70-80%, den die Hunde und Katzen beim Verspeisen auch komplett aufnehmen.

Bei der Fütterung mit Trockenfutter entsteht also immer ein Feuchtigkeitsdefizit. Für eine Portion Trockenfutter wird die 3- bis 4-fache Menge an Wasser benötigt, um die Verdauung in Gang zu bringen. Dieser Wasserentzug hat auf Dauer körperliche Konsequenzen zur Folge.

Einen Hund kann es schon schwer fallen dieses Wasserdefizit auszugleichen. Für eine Katze jedoch wird es richtig schwierig, ist sie doch genetisch noch immer an das Leben in der Wüste adaptiert und somit ein spärlicher Wassertrinker.

Es gibt noch viele weitere Gesundheitsaspekte, die aufzeigen, dass Trockenfutter definitiv nicht artgerecht ist.

Interessant ist, bei all den Diskussionen über Trockenfutter: Zoos füttern ihre Wildkatzen und andere Fleischfresser nicht mit Trockenfutter, sondern mit natürlichem Nassfutter. Obwohl es doch kostengünstiger für den Zoo wäre, wollen sie sich nicht nachsagen lassen, ihre Tiere nicht artgerecht zu füttern.

Wenn du zu diesem oder einem anderen Thema Fragen hast, dann sprich mich gerne an.

Quellenangaben:
http://www.ukrmb.co.uk/images/LippertSapySummary.pdfhttp://www.dr-delorme-hamburg.de/hunde.html
http://www.tieraerztegmbh-hamburg.de/downloads/TrockenOderNassfutter.pdf
http://prosa.ag/Warum-niemals-Trockenfutter
https://pdfs.semanticscholar.org/67ba/cf5c9138a64cda2cafae29b07962fe07ec9f.pdf
http://home.datacomm.ch/tierhomoeopathie/berichte/magendrehung.pdf
Evaluierung von Vorratsmilben in kommerziellem Hundetrockenfutter und in der Umgebung sowie ihre Bedeutung in der Tiermedizin, Zeitschrift „Tierärztliche Praxis Kleintiere“, ISSN: 1434-1239, 2007
https://edoc.ub.uni-muenchen.de/17585/
http://econtent.hogrefe.com/doi/abs/10.1024/0036-7281.147.4.165

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