Bettina Staude

Mein Hund leckt sich (immer wieder) die Pfoten

Ein Hund verwendet seine Zunge, um seinen Körper und auch seine Pfoten zu putzen und zu pflegen. Es ist also in erster Linie nichts Beunruhigendes, wenn er sich die Pfoten leckt.

Fängt er jedoch an, sich exzessiv die Pfoten zu belecken, sollte man überlegen, ob möglicherweise ein gesundheitliches Problem dahinter steckt. Denn durch ständiges Lecken wird die Hautbarriere zerstört. Das setzt einen ungünstigen Kreislauf in Gang: Ist die Hautbarriere zerstört, kommt es zu Entzündungen. Das wiederum begünstigt das Eindringen von Bakterien und Pilzen und der Hund leckt noch mehr.

Handelt es sich um eine Verhaltensstörung, gilt es herauszufinden, ob eine physische oder psychische Ursache dahinter steckt.

Physische Ursachen

Harrlinge (gehören zur Gruppe der Tierläuse), Milben, Zecken und Pilzbefall können einen Juckreiz verursachen, wenn sich zwischen den Pfoten so etwas einnistet. Im Spätsommer bereiten die Herbstgrasmilben Probleme. Die ausgewachsenen Parasiten sind ungefährlich, die Larven allerdings hinterlassen ein Speichelsekret. Dieses Sekret kann starken Juckreiz bei den Hunden verursachen.

Gerade im Sommer besteht die Gefahr für Hunde auf Bienen zu treten. Eventuell steckt ein Stachel in einem der Pfotenballen.

Kleine Steine, Dreck, Tannennadeln oder spitze Äste können sich ebenfalls zwischen den in den Haaren verfangen haben und immer wieder reiben oder stechen.

Auch sehr trockene Pfotenballen (gerade im Winter) können dem Hund zu schaffen machen und er beleckt die betroffenen Stellen immer wieder.

Handelt es sich um einen älteren oder einen kranken Hund, der sich nicht so viel bewegen kann, fällt das natürliche Krallenwetzen beim Gassigang weg. Durch den täglichen Spaziergang wetzen sich normalerweise die Krallen von selbst ab.

Manche Hunde lecken sich die Pfoten weil die Schmerzen haben, zum Beispiel auf Grund einer Arthritis. Mit diesem Verhalten versucht sich der Hund selbst zu beruhigen.

Der Hund kann auch unter einer Allergie leiden, z.B. könnte es sein, dass er das verwendete Reinigungsmittel für den Fußboden nicht verträgt.

Auch eine Futtermittelallergie muss ausgeschlossen werden. Klassische Anzeichen für eine Futtermittelallergie können neben dem Lecken der Pfoten auch Juckreiz, Haut- und Ohrenprobleme und Magen-Darm-Probleme. Bei Verdacht auf diese Ursache biete ich einen Futtermittelcheck an.

Grundsätzlich sollten die Pfoten des Hundes regelmäßig auf Dreck überprüft und andere Störfaktoren untersucht werden. Hilfreich ist auch die Haare zwischen den Ballen kurz geschnitten zu halten und trockene Pfotenballen mit einem speziellen Balsam einzucremen.

Um körperliche Ursachen auszuschließen, sollte ein Check bei einem Tierarzt durchgeführt werden.

Psychische Ursachen

Wenn es keine Auslöser mit körperlichem Ursprung gibt, dann muss man sich mit psychischen Ursachen auseinandersetzen. Denn es kann sich um eine Übersprungshandlung handeln. Der Hund ist durch etwas sehr gestresst und sucht sich ein Ventil. Dieses Verhaltensproblem kann auftreten auf Grund von

  • Stress – gerade bei sensiblen und nervösen Hunden
  • ständige Langeweile
  • körperliche und geistige Unterforderung

Das Pfotenlecken ist dem Fingernägelkauen des Menschen gleichzusetzen. Dieses exzessive Beißen und Nagen an den Pfoten ist ein selbstzerstörerisches Verhalten und es ist wichtig an der Ursache zu arbeiten.

Hier muss ganz genau hingeschaut werden, wo genau der Stressauslöser liegt. Denn bei Stress oder Angst ist es manchmal schwierig das Problem genau einzukreisen. Auch das das Verhalten des Tierbesitzers gegenüber dem Hund/mit dem Hund sollte genauer beobachtet werden.

Dazu kann sich der Hundebesitzer Rat bei Hundetrainern und/oder Verhaltenstherapeuten suchen.

Gegen Langeweile, körperliche oder geistige Unterforderung kann der Besitzer aktiv werden , indem er seinen Hund mehr Aufmerksamkeit schenkt, öfters einen Spaziergang macht, ihn austoben lässt, aber den Hund auch mit z.B. Suchspielen geistig fordert.

Solange der Grund für dieses Verhalten nicht eindeutig geklärt ist, bringt es gar nichts dem Hund dieses Verhalten zu verbieten. Er darf nicht bestraft werden! Das kann die Unsicherheit oder den Stress, den er empfindet, nur noch vergrößern. Ein Maulkorb oder ein Trichter, der das Belecken verhindert, löst keine Probleme. Es deckelt das Ganze nur.

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