Katzenbiss – Klein, tückisch und oft unterschätzt

Ein Katzenbiss ist schnell passiert: Ein Moment der Überreizung, ein Spiel, das aus dem Ruder läuft, oder der Versuch, eine gestresste Katze zu beruhigen – und schon versenkt sie ihre Zähne in der Haut. Was auf den ersten Blick harmlos wirken mag, kann im schlimmsten Fall zu ernsthaften gesundheitlichen Problemen führen. Denn ein Katzenbiss sind alles andere als banal.

In diesem Beitrag erfährst du, warum Katzenbisse so gefährlich sein können, welche Symptome du ernst nehmen solltest und wie du im Ernstfall richtig reagierst.

Warum sind Katzenbisse so problematisch?

Katzenzähne sind nicht nur scharf, sondern auch lang und spitz. Beim Biss dringen sie tief ins Gewebe ein, meist ohne eine große äußerliche Wunde zu hinterlassen. Das tückische daran: Die oberflächliche Verletzung sieht harmlos aus, während sich die Keime tief im Gewebe einnisten können.

Der Speichel von Katzen enthält eine Vielzahl von Bakterien, unter anderem Pasteurella multocida, Staphylokokken und Streptokokken. Diese Bakterien können sich im Unterhautgewebe rasch vermehren und zu schweren Infektionen führen. Besonders Hände, Finger und Unterarme sind gefährdet, da hier viele Sehnen, Gelenke und Nerven dicht unter der Haut verlaufen. Eine Infektion kann dort zu dauerhaften Schäden führen, wenn sie nicht rechtzeitig behandelt wird.

Symptome: Wann wird ein Katzenbiss gefährlich?

Ein frischer Katzenbiss kann zunächst harmlos wirken: ein kleiner Einstich, etwas Rötung, vielleicht ein brennender Schmerz. Doch Vorsicht: Wenn sich in den Stunden oder Tagen danach folgende Symptome zeigen, ist schnelle medizinische Hilfe gefragt:

  • Starke Rötung und Schwellung rund um die Bissstelle
  • Schmerzen, die zunehmen
  • Wärmegefühl oder Klopfschmerz
  • Bewegungseinschränkung des betroffenen Körperteils
  • Eiterbildung
  • Fieber oder allgemeines Krankheitsgefühl

Vor allem bei Bissen in der Nähe von Gelenken, Sehnenscheiden oder im Gesicht ist besondere Vorsicht geboten. Ohne schnelle Behandlung kann sich innerhalb kurzer Zeit eine schwere Infektion der Weichteile (z. B. Phlegmone) oder sogar eine Blutvergiftung entwickeln.

Erste Hilfe und Behandlung

Wurde man von einer Katze gebissen, sollte die Wunde sofort mit klarem Wasser ausgespült und anschließend desinfiziert werden. Druckverbände oder das Verschließen der Wunde mit Pflaster ist keine gute Idee – die Bisswunde sollte offen bleiben, damit Keime abfließen können. Danach ist ein Besuch beim Arzt dringend zu empfehlen, auch wenn die Wunde klein erscheint.

Je nach Befund erfolgt die Behandlung mit:

  • Antibiotika zur Eindämmung der Infektion
  • Tetanus-Auffrischung, falls nötig
  • Eventuell chirurgische Wundversorgung oder Spülung
  • Ruhigstellung der betroffenen Extremität

Bei stärkeren Entzündungen oder Beteiligung von Sehnen, Gelenken oder Knochen kann sogar ein stationärer Aufenthalt erforderlich sein.

Mögliche Spätfolgen eines Katzenbisses

Unbehandelte oder zu spät erkannte Katzenbisse können ernsthafte Langzeitfolgen nach sich ziehen. Dazu zählen:

  • Chronische Schmerzen
  • Bewegungseinschränkungen
  • Nerven- oder Sehnenschäden
  • Abszesse oder Fistelbildungen
  • Sepsis (Blutvergiftung)

In seltenen Fällen können Infektionen durch Katzenbisse auch zu systemischen Erkrankungen führen, etwa durch die sogenannte „Katzenkratzkrankheit“, ausgelöst durch Bartonella henselae. Auch wenn diese Infektion meist milde verläuft, kann sie bei immungeschwächten Menschen gefährlich werden.

Katzenkratzkrankheit: Eine unterschätzte Gefahr

Diese Infektion wird durch das Bakterium Bartonella henselae verursacht, das im Speichel vieler Katzen vorkommt. Übertragen wird es meist durch einen Kratzer oder Biss, vor allem bei jungen Katzen oder solchen mit engem Kontakt zu anderen Tieren (z. B. Streuner). Auch Flöhe spielen als Überträger zwischen Katzen eine Rolle.

Die Katzenkratzkrankheit äußert sich beim Menschen typischerweise durch:

  • Schwellung und Rötung an der Eintrittsstelle (Biss oder Kratzer)
  • Schmerzhaft geschwollene Lymphknoten in der Nähe der Verletzung
  • Fieber, Müdigkeit und Kopf- oder Gliederschmerzen

Die Symptome treten meist ein bis drei Wochen nach dem Kontakt auf. Bei gesunden Erwachsenen verläuft die Erkrankung oft mild und heilt von selbst aus. Für Kinder, ältere Menschen und immungeschwächte Personen (z. B. mit HIV, nach Organtransplantationen oder Chemotherapie) kann sie jedoch schwerwiegender sein. In seltenen Fällen sind Komplikationen wie Leber- oder Milzentzündungen, neurologische Ausfälle oder eine Entzündung des Herzmuskels möglich.

Was tun bei Verdacht auf Katzenkratzkrankheit?

Wenn du nach einem Biss oder Kratzer grippeähnliche Symptome und geschwollene Lymphknoten entwickelst, solltest du unbedingt einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen. Eine Blutuntersuchung kann den Erreger nachweisen. In der Regel erfolgt die Behandlung mit einem geeigneten Antibiotikum über mehrere Tage bis Wochen – je nach Schweregrad.

Prävention: So schützt du dich vor Folgeinfektionen

  • Wunden immer gründlich reinigen und desinfizieren, auch kleine Kratzer.
  • Keine Wunden mit Pflastern verschließen, damit mögliche Keime abfließen können.
  • Bei Bissverletzungen oder Kratzern immer auf frühzeitige Symptome wie Schwellung, Fieber oder Lymphknotenschmerzen achten.
  • Regelmäßige Flohprophylaxe bei Katzen hilft, das Risiko einer Bartonellen-Infektion zu minimieren.

Fazit: Lieber einmal mehr zum Arzt

Ein Katzenbiss ist kein Grund zur Panik, aber ein Anlass zur Vorsicht. Was auf den ersten Blick wie eine Bagatelle aussieht, kann sich innerhalb kurzer Zeit zu einem ernsthaften Problem auswachsen. Daher gilt: Lieber einmal zu viel einen Arzt konsultieren als eine Infektion zu riskieren, die langwierige Folgen haben kann.

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Gemeinsam mit der Tierärztin Dr. med. vet. Beatrice Dülffer-Schneitzer spreche ich in unserem Podcast „Tierisch vital“ über verschiedene Themen.

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